Endlich auf Tour

Heute startet meine Reise, erster Stopp: Plochingen bei Stuttgart

Ich hab Zeit und ich mach mir keinen Stress. Also hab ich beschlossen den Weg nach Toblach in zwei Etappen aufzuteilen. Erster Stopp Stuttgart. Bzw. Plochingen bei Stuttgart mitdemschönenHunderwasser Haus. Hier wohn mein Neffe mit seiner Familie. Trotz meines spontanen Anfragens (von unterwegs) haben Sie Zeit und freuen sich über den Besuch gefreut und haben michzurÜbernachtungeingeladen. Das hat mich wiederum sehr gefreut und ich muss mir keinen Campingplatz suchen. Zumal: das schöne Wetter ist erst mal vorbei, wie es scheint. Eher lauwarme Waschküche. 

Eine tolle Bekanntschaft
Damit ich meinen Weg nicht alleine in meinem Auto verbringen muss und es wenig nachhaltig ist solo im Auto zu fahren, habe ich über blablacar einenMitfahrer gefunden. Ich hätte sogar das Autovollbekommen, hätte ich nicht den Rückraum ausgebaut und lediglich einen Sitzplatz im Auto. 

Ugaas aus Somalia. Ein Boat-People der aus Libyen mit einem Schlauchboot vor 7 Jahren mit 120 anderen Leuten über das Mittelmeer vor demKrieg in seinem Heimatland geflüchtet ist. 2.500 € hat ihndieÜberfahrt in dem wackeligen Schlauchboot mit nichts mehr als den Kleidern an seinem Körper als Gepäck gekostet. Nach 7 Tagen wurden sievon der italiänischen Küstenwache gerettet. 3 Menschenwarenzwischenzeitlich während der Überfahrt gestorben, wie Ugaas in sehr gutem deutsch erzählt.

Seine Geschichte hat mich sehr berührt und mich demütig werden lassen vor dem Mut der Verzweiflung sich auf diesen Fluchtweg in der wackeligen Nussschale  einzulassen. Ohne Hab undGutmitnehmenzu können, mit einer Chance von 50 %  überhaupt lebend anzukommen. Seine Familie (noch drei Geschwister) in der unsicheren Lage zurück zu lassen, die Heimat zu verlassen umzuüberleben. 

Ich kam mir so klein vor, bei dem Gedanken wie aufgeregt ich wegen meiner ersten Hüttenwanderung  bin und wie kleinklein ich die Ausrüstung und die Etappen geplant habe, in der SicherheitimmerHütten und Schlafplätze zu finden, nicht Hunger leiden zu müssen und jederzeit abbrechen zu können um in den sicheren Hafen meiner Wohnung zurück zu können. Wie dankbar kann ich dafür sein ineinerso wohlbehüteten Welt groß geworden zu sein und in einer Gesellschaft zu leben in der mir all das möglich ist. Ich danke dem Universum für all das Gute, dass mir in meinem Leben widerfahren ist,undfür all das was nicht so gut gelaufen ist, aus dem ich für mich und mein Leben lernen durfte. DANKE! Danke für diese Begegnung, mit diesem mutigen Menschen.

Ugaas wohnt in Stuttgart, mag die Pünktlichkeit (ich kam etwa 1h verspätet an …) und die Zuverlässigkeit der Deutschen. Er hat seinen Schulabschluss in Deutschland gemacht, hat eine AusbildungzumFormhersteller (?) gemacht und möchte, wenn er sein deutsch verbessert hat, den Meister machen. Er hat Pläne und ist seines Lebens wieder froh. Und so gerne er Deutschland mag, so vermisst erdochseine Familie und auch seine Heimat. 

Die Grenzen müssen offen bleiben für Flüchtlinge. Asyl ist ein Menschenrecht. Was kannst Du tun? 
Für dieses Menschenrecht eintreten, dich engagieren gegen das Schließen der Grenzen, und zum Beispiel Förderer von ProAsyl werden. 




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Kommentare: 1
  • #1

    Steffi (Sonntag, 21 August 2022 11:27)

    Ich finde es toll das du Ugaas mit genommen hast und dabei für dich selber was mit nehmen konntest.
    Ja es ist gut darüber nach zu denken, wie gut es uns eigentlich geht und es auch Wert zu schätzen.

    In den Bergen wirst du dich auch klein fühlen und die Stärke und Energie der Berge spüren. Das ist ein unglaubliches Gefühl das man nicht beschreiben kann �.

    Ich hab gesehen das das Wetter bis zum 26.8. gut ist, dann wünsch ich dir eine gute Wanderung.

    Liebe Grüße Steffi